Editorial
Das Haus der Kulturen der Welt liegt zwischen Tiergarten und Kanzleramt im kulturellen Niemandsland. Da ist es nicht immer leicht, den
internationalen künstlerischen Austausch lebendig zu halten. Mit dem kommenden Festival dürfte dies jedoch mühelos gelingen. Denn im September hat sich das HKW nicht weniger vorgenommen, als einen ganzen Straßenzug ans Haus zu holen. Keine schlechte Idee. Nicht allein, weil das Festival, Rue Princesse, ein schönes Beispiel für die funktionierende Kommunikation einer globalen Performerszene ist. Nein, auch weil die Arbeit der Initiatoren, Monika Gintersdorfer und Knut Klaßen, damit endlich größere Aufmerksamkeit erfährt. Denn wer es schafft, ivorische Performer aus dem Amüsierviertel Abidjans mit westlichen Kollegen wie Gob Squad oder Girl Monster jenseits der Ethnoklischees zusammenzubringen, dem gebührt Beachtung.
Genau wie den Künstlern Benjamin Schweitzer und Martin Nachbar, die ebenfalls unbekannte Welten nach Berlin holen. Der Komponist und der Choreograf haben sich mit einem waghalsigen Forscher zum Nordpol begeben. Zumindest in Gedanken. Herausgekommen ist die inspirierte Zusammenarbeit zweier Berliner Künstler, die dem Größenwahn eines anderen viel Kreatives abgewinnen konnten.
Und schließlich entführt uns auch der südafrikanische Choreograf Boyzie Cekwana in seine Welt. Eine Welt der Post-Apartheid-Wirren, in der die Identität eines Künstlers ständig neu verortet werden muss.
Viel Spaß beim Lesen,
Elisabeth Wellershaus
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September/Oktober 2010
Geglückte Fusion
Auf dem Festival Rue Princesse begegnen sich ivorischer und zeitgenössischer Tanz
Das Bild des Jägers
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Tänzer ohne Tanz
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Gastspielprogramm, Ausstellung und Lectures