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Melancholie im Frühling?
Schlaglichter auf das Programm der Potsdamer Tanztage
Schon klimatisch haben die Potsdamer Tanztage am grünen Havelufer dem hochsommerlichen Tanz im August eine gewisse Frische voraus. Aber auch sonst ist das Mai-Festival eigen genug, um weder Preview noch Nachlese von TiA zu sein. Wobei das berührende Gruppenstück "Girls" von fABULEUS tatsächlich letzten Sommer in Berlin zu sehen war. Aber die Mädchen werden älter, das Stück in der aktuellen Form hat ein natürliches Ablaufdatum – in Potsdam wird es zum letzten Mal zu sehen sein. Seine allerletzten Aufführungen erlebt hier auch eine weitere Produktion: die zu Kurt Weill-Songs choreografierte Singspielperformance "Baron Samedi” des französischen Choreografen Alain Buffard, eine karnevaleske Welt am Abgrund, voll grotesker Figuren und mit Darstellern, die mehr als eine Heimat haben. Geplant hatten Buffard und die fabrik Potsdam eine neue Arbeit zu Anita Berber, erzählt Festivalkurator Sven Till. Aber dann galt es, mit Buffards Tanzerbe umzugehen; der erst 53-jährige Künstler verstarb letzten Winter. Wenn man so will, kann man Fragen nach Vergänglichkeit in einigen der Tanztage-Stücke finden. Auch "Pour Ethan" wird nicht zum Bühnenklassiker werden. Der inzwischen 15-jährige tanzbegeisterte Ethan, für den Mickaël Phelippeau dieses Solo choreografiert hat, wird verlieren, was das Besondere seiner Performance ausmacht: den noch sehr freien, scheinbar unschuldigen Körper eines Kindes im Übergang zur Erwachsenenwelt. Jan Martens hat diese Übergangserfahrung schon in seinem Junge-Mann-Duett "Victor" verarbeitet; der ältere der beiden Tänzer ist nun mit einer Tänzerin konfrontiert: "Sweat Baby Sweat". Sehr physisch arbeitet auch der französisch-algerische Choreograf Heddy Maleem, dessen Performer den aus den Armenvierteln von L.A. kommenden, sehr expressiven Krump-Stil tanzen. "It is a dance for the beginning or the end of time", so Maleem. Die Potsdamer Tanztage beginnen mit ihm.
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Inhaltsverzeichnis
Mai/Juni 2014
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Einige Reflexionen über das Wieder-Holen im Tanz
Achtung, Lücke!
Ciupke und Till erforschen choreografische Zeugenschaft
Jenseits der Rekonstruktion
Christoph Winkler sucht subjektive Zugänge zum Tanzerbe
Radikalität ohne Erben?
Die Berber als Choreografin
Tanz’ den Fundus
Noch einmal neu: Bohners Schlemmer-Ballett
Zwei, drei, vier Dimensionen
Kat Válasturs Parcours durch neue Welten
Einladung zum Häppchensammeln
Tanztheater-Gastspiel von COCOONDANCE
Forderungen festigen
Ein Symposium zur Tanzförderung
Werke würdigen
Ein Filmporträt und ein Ehrenpreis, gewidmet Sasha Waltz
Melancholie im Frühling?
Schlaglichter auf das Programm der Potsdamer Tanztage
Lohnendes Wagnis
Ein Gespräch über Tanz an Schulen zwischen Kunst und kultureller Bildung
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Behörden in Bewegung
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Monument als Mobilie
Boris Charmatz bespielt das Sowjetische Ehrenmal