Ausgabe November-Dezember 2022

Von lebenden Toten

Michelle Moura spiegelt die Weltlage als Horror

Michelle Moura, „Lessons for Cadavers“. Foto: Mayra Wallraff

Text: Christine Matschke

In ihrem zur diesjährigen Tanzplattform eingeladenen Solo „Overtongue” befragte Michelle Moura die Vorherrschaft der Sprache gegenüber dem Körper. Die Stimme war ein wesentliches Mittel in dieser Tanzgroteske, in der sich Geist und Physis in widersprüchlichen Bildern eines einzigen Körpers voneinander entkoppeln. In ihrem neusten Stück „Lessons for Cadavers” beschäftigt sich die brasilianische Choreografin, ausgehend von aktuellen globalen ökologischen und sozialen Missverhältnissen in ihrem Land und in der Welt, mit dem Genre Horror. Szenen der Unberechenbarkeit, Zustände von Gewalt und Zerbrechlichkeit treffen aufeinander, wenn Moura und ihre Mitperformer*innen Clarissa Rêgo und Jorge De Hoyos sich wie fremdgesteuert bewegen. Der Gegenwartsmensch als Zombie, als unzivilisierter, seelenloser Untoter – als um sein Menschsein beraubter Mensch?

Michelle Moura
Lessons for Cadavers
12. – 15. November 2022
Sophiensæle
www.sophiensaele.com

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